Portraits Österreichischer Rundfunk, le par at.
Mis en ligne dans le kiosque le 11 novembre 2010.

Renaud Séchan

Ironisch, gesellschaftskritisch, volksverbunden

Renaud (eigentlich Renaud Séchan) ist seit mehr als 30 Jahren einer der populärsten französischen Sänger. Er hat neben Gérard Depardieu in Filmen gespielt und Bücher geschrieben. Dennoch ist er außerhalb Frankreichs ziemlich unbekannt.

Renaud Séchan, kurz Renaud, ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten auteurs-compositeurs-interprètes, wie auf Französisch die Singer-Songwriter heißen.

Er tritt aber auch in Filmen auf, unter anderem mit Gérard Depardieu und Johnny Halliday, er hat mehrere Bücher und Jahre lang Kolumnen im Satireblatt "Charlie hebdo" geschrieben. Bekannt ist er in Frankreich, aber kaum im Ausland. Seit mehr als 30 Jahren bringt Renaud Platten heraus, 15 Millionen Mal sind sie verkauft worden - statistisch gesehen besitzt also jede dritte Französin, jeder dritte Franzose eines seiner Alben.

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In bester Chansonnier-Tradition sind Renaud Séchans Lieder ironisch, gesellschaftskritisch und volksverbunden.

Politisches und Satirisches

Renaud singt politische Lieder: für Che Guevara und die burmesische Nobelpreisträgerin Aung Sa Suu Kyi, gegen Margaret Thatcher, Nicolas Sarkozy und gegen den Stierkampf. Außerdem satirische Lieder, Songs über Alltagsphänomene und über die Probleme zwischen Männern und Frauen. Es sind Skizzen aus und für das Milieu der Pariser Linksintellektuellen. Daneben singt er auch Liebeslieder, Lieder an seine Kinder, oder für Freunde.

Man kann an Hand von Renauds Liedern die Entwicklung des Milieus der Pariser "rive gauche" - dem linken, südlichen Seineufer - in den letzten Jahrzehnten nachzeichnen. In den 1970er Jahren ist Renaud linksradikal, der "loubard", der Rowdy, der Mann mit der Lederjacke. Zehn Jahre später mehr ökologisch orientiert, aber weiter gesellschaftskritisch.

Unterstützer von Mitterand und Ségolene Royal

1983 transponiert er das berühmten Chanson "le déserteur" von Boris Vian ins Milieu der damaligen Jahre: Dieser Deserteur geht nicht zur Musterung, weil er gerade mit seinen Kumpels in der Landkommune lebt, Gras anbaut und Schmuck herstellt. Renaud unterstützt erst Francois Mitterand, später die Grünen, im Vorjahr Ségolene Royal. Er tritt in Konzerten gegen den G8-Gipfel in Paris, gegen den Golfkrieg und für die Befreiung der seit 2002 von kolumbianischen Guerilleros verschleppten Linkspolitikerin Ingrid Betancourt auf.

"Le chanteur énervant", also der nervende Sänger, so hat er sich selbstironisch wegen seines vielseitigen Engagements einmal genannt. Auf seiner bisher letzten, 2006 erschienen CD "Rouge sang" beschreibt er mit ironischer Distanz die "bourgeois bohémiens", die Bobos, die in ihren Lofts wohnen, ihre Kinder in Privatschulen schicken, grün wählen, aber Allradautos besitzen. Ich mag diese Leute nicht, sagt er, um dann am Schluss hinzuzufügen: Manchmal frage ich mich, ob ich nicht auch zu denen gehöre. Ein Allradauto hat er jedenfalls schon.

Texte im Dialekt

Renaud hat in seinen Liedern immer wieder umgangssprachliche Wörter verwendet, Wörter aus dem argot, dem Slang, und aus der Jugendsprache Verlan. Verlan ist das verkehrt ausgesprochene "à l'envers", und "à l'envers" heisst: verkehrt. Im Verlan werden die Silben einfach umgedreht: aus der Métro wird "tromé", aus dem Café "féca". Ein Album hat Renaud auch vollständig auf "ch‘ti" aufgenommen. Ch‘ti ist ein französischer Dialekt aus der Picardie, ganz im Norden des Landes an der Grenze zu Belgien. Renauds Mutter stammt von dort.

In den späten 1990er Jahren ist Renaud in eine ziemliche Krise geraten. Eine Trennung nach 25 Jahren, der Tod mehrerer Freunde, Alkoholismus, Depression, Einsamkeit. Aus diesem Loch ist er erst wieder herausgekommen, als er 2002 die Sängerin Romane Serda kennengelernt hat. Im September 2007 hat Renaud eine Tournee durch Frankreich mit einem sechsstündigen Gratiskonzert in Paris beendet. Und er hat angedeutet, dass das möglicherweise seine letzte Tournee war. Er werde einmal alt werden, erwachsen nie, hat er gesagt, als er Ende 30 war. Heute ist er Mitte 50.

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